Der Standard-Net-Notes

Digitales Briefgeheimnis, II

Nach dem "Pro code" - Begehren der sieben Senatoren, die - wie berichtet - das Recht auf Nutzung und Verbreitung kryptographischer Codes eingefordert hatten, ist wieder das Repräsentantenhaus am Zug. Die Bill der 27 Abgeordneten verlangt desgleichen die Freigabe der immer noch als Kriegswaffe definierten Verschlüsselungs-Algorithmen, die sowohl das Briefgeheimnis sichern, aber auch für einen sicheren Zahlungsverkehr im Internet unabdingbar sind. Und wieder führen zwei Konservative, an deren Abstimmungsverhalten die Bürgerrechtler ansonsten manches auszusetzen haben, die Liberalisierungs-Initiative an: Robert Goodlatte, religös als " Christan Scientist"; ausgewiesen, und Thomas Campbell, der die Interessen des Wahlkreises Silicon Valley gegen jene von Administration und Geheimdiensten vertritt.

Gleichzeitig hat America Online angekündigt, zusammen mit IBM und Cybercash im Herbst sichere Verschlüsselungsprogramme einzuführen - das freut die Libertins und Jakobiner, wenn die großkopferte Gironde im Dienst der Sache so rege ist. Das Center for Democracy and Technology etwa, von dem im Dezember 95, wie berichtet, scharfe Kritik an den Zensurversuchen des genannten Providers kam, organisiert inzwischen mit dem Argument, man müsse die Aufklärung zu den Nichtaufgeklärten tragen, einschlägige Diskussionen in den Foren von AOL.com.

Diese Woche sind anscheinend wieder die Senatoren dran: Am Mittwoch gastiert der auch im Usenet umtriebige Senator Patrick Leahy (D) im Hotwired-Diskussionsforum.

Erich Möchel