Glasfaserausbau nun auch im Burgenland angelaufen
Von Erich Moechel
Nun hat auch im Burgenland der Ausbau der Glasfaserstrecken begonnen. Es ist ein bescheidener Beginn, denn der Masterplan sieht bis jetzt gerade einmal den Vollausbau von drei Gemeinden pro Jahr vor. Im Fokus stünden vorerst die weißen Flecken vor allem im Südburgenland, so Stefan Zierlinger, technischer Geschäftsführer der Energie Burgenland Green Technology (EBGT).
Im Süden wurde bereits das erste Pilotprojekt der EBGT gestartet, die der landeseigenen Energie Burgenland gehört. Selbst ausbauen werde man vor allem parallel zur Modernisierung des burgenländischen Stromnetzes, ansonsten sei jeder, „der ausbauen will hier willkommen“, sagte Zierlinger. Der österreichische Breitbandatlas zeigt den Grund für dieses völlig offene Modell.
breitbandatlas1.gv.at
Das Pilotprojekt im Südburgenland
Die Kritik der Glasfaserbranche an den zu niedrigen „bis zu“ Grenzwerten und die nur theoretisch gegebene Verfügbarkeit von DSL mit mehr als 100 Mbit/sec
„Wir konzentrieren uns vorerst auf das südliche Burgenland“ sagte Zierlinger zu ORF.at, „in den typischen Streusiedlungen dort sind 17.000 Haushalte mit weniger als 10 Mbit/sec versorgt.“ Das erste Pilotprojekt in Grafenschachen liege zwar auch im Süden des Burgenlands, es sei allerdings nicht ganz typisch für die Ausbaupläne. Vielmehr habe man dabei die Gunst der Stunde genützt, weil die Netz Burgenland, eine Tochter der Energie Burgenland dort das Stromnetz ausbaue und deshalb keine eigenen Grabungsarbeiten nötig waren, so Zierlinger weiter.
Die Verlegung von Lichtleiterkabeln ist der weitaus größte Kostenfaktor bei jedem Glasfaserausbauprojekt, am allerteuersten ist dabei die „letzte Meile“. Entlang der Breitbandstrategie des Burgenlands zielt die EBGT weniger darauf ab, selbst ein eigenes, möglichst flächendeckendes FTTH-Netz zu errichten, sondern die Burgenländer - egal wie - möglichst mit Breitband irgendeiner Art und letztlich mit Glasfaser zu versorgen
RTR Netztest Südburgenland
Glasfaser und Internet der Dinge
Glasfasernetze stehen inzwischen bei Großanlegern wie Versicherungen, Pensions- und Rentenfonds hoch im Kurs. Ziel sind dabei langfristig sichere Renditen.
Besonders in den kaum versorgten Gebieten wird die EBGT daher auch einzelne Glasfaserstrecken für die Mobilfunker herstellen, dass es in den krass unterversorgten Gebieten wenigstens irgendeine brauchbare Verbindung gibt. Daher plant die EBGT auch Glasfaseranschlüsse zu unterstützen, die einzelne Masten der drei Mobilfunkbetreiber verbinden. Wie beim Aufbau jedes Mobilfunknetzes werden vor allem in strukturschwachen Gebieten, wo es kaum Erdleitungen gibt, wenigstens anfangs über Richtfunk miteinander verbunden. Mit Glasfaser ist dann nur die allerste dieser Masten angebunden, die anderen hängen wie an einer Kette hintereinander, weshalb von der anfänglichen Bandbreite nicht mehr viel übrig ist.
EGBT
„Wir streben Digitalisierung an, die Infrastruktur ist letztlich ja nur ein Mittel für diesen Zweck“ sagte Zierlinger, deswegen sei auch „Green Technology“ zuletzt in den Firmennamen aufgenommen worden. Die EBGT ist nämlich keine reine Glasfaserausbaufirma, ihr Netz wird auch alles an Daten für die Landesregierung transportieren, die von Sensoren für alle möglichen Einsatzzwecke kommen werden. Das neue Glasfasernetz wird also nicht nur Haushalte, Schulen, Amtsgebäude usw. mit schnellen Internetzugängen versorgen - das ist eine der Prioritäten in der burgenländischen Breitbandstrategie -sondern auch zu einer Art burgenländischem „Internet der Dinge“ für die Landesregierung werden.
Eine folgenschwere Entscheidung von 2009
Das alles hätte man freilich alles schneller, billiger und vor allem viel früher im Burgenland haben können. Genauer gesagt, das Burgenland hatte das schon 2009 gehabt. In diesem Jahr hatte die großkoalitionäre Landesregierung unter Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) den folgenschweren Beschluss gefasst, eine Tochterfirma des damaligen Stromversorgers BEWAG namens B.Netz zu verkaufen. Den Zuschlag für dieses bereits bis in den Großteil der 171 Gemeinden ausgebaute Glasfasernetz erhielt die niederösterreichische Kabelplus. Das Tochterunternehmen des Stromversorgers EVN ist damit in Sachen Glasfaser der weitaus größte Player im Burgenland.
RTR
„Die Kabelplus ist in 75 Prozent der politischen Gemeinden im Burgenland mit Glasfaser präsent“, schrieb Martin Seidl, Leiter Netze Planung und Errichtung der Kabelplus auf Anfrage von ORF.at. „Das Netz erstreckt sich über ungefähr 1.700 Kilometer. Die Kabelplus wird in Zukunft im Mittel- und Südburgenland gefördert ausbauen. Die genauen Gemeinden sind zur Zeit noch nicht definiert.“
Die inzwischen elfteilige Glasfaserserie in FM4 gibt einen Überblick über den Stand des Glasfaserausbaus in Österreich seit den Roll-outs ab 2019. Drei der angezeigten Artikel gehören nicht dazu.
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Publiziert am 18.07.2021