Der Standard-Net-Notes

Amerikanischer Präsidentschaftswahlkampf

27. 4. 1995

Den "values hard work and honesty" habe Steve Forbes bereits seit seiner Jugend angehangen, behauptet wenigstens die Forbes-Campaign, dasselbe reklamiert Bob Doles PR-Abteilung für selbigen. Pat Buchanan, der über seine "Official Website" vier U.S.-Präsidenten aus vergangenen Jahrhunderten wachen läßt, würdigt die Tugend harter Arbeit, meist im Zusammenhang mit sich, gleich dreizehnmal. Dies verrät die offizielle Suchmaschine, aufgestellt von Buchanans sehr aktiver "Internet Brigade", die eine offenbare Neigung zu flammenden Appellen hat. Bei Lamar Alexander geht es nach dem Ergebnis der Vorwahlen in Iowa etwas gedämpfter zu: Wenn schon die Vorschau mit den TV-Auftritten Alexanders eine einzige Lücke ist, dienen halt Quicktime-Videos der Kompensation. Mit Phil Gramms Site, von Tugendprotzerei und autogenem Schulterklopfen weitgehend frei, lädt sich ein Farbenrausch herüber, wobei die Sternenbanner dank Java-Software wirklich wehen. Die Rubrik "Medienecho" bricht vor dem vernichtenden Wahlergebnis für Gramm in Iowa ab. Erkennbar mühen sich alle, besonders "webwise" aufzutreten, Bob Dole verschenkt seinen Schnauzer als Bildschirmschoner, Buchanan, dessen Website ungemein funktionell und gut gemacht ist, verdonnert seine rotweißblauen Brigaden zur Teilnahme an allen Umfragen im Internet. Weil hier über die Leichen in den Kellern aller republikanischen Kandidaten aufgeklärt werden soll, hüllt sich realchange.org in schwarz: Bob Dole wird eine allegmeine "nastiness of character" zugeschrieben, Pat Buchanan als "übler Heuchler" apostrophiert. Steve Forbes hinwiederum soll keineswegs ein harter Arbeiter gewesen sein, sondern von klein auf ein "verwöhntes Weh".

Mail:Erich Möchel