Der Standard-Net-Notes

Ungeliebter Postnetzmeister

22. 1. 1996

Ein nettes Wort in Kombination mit "Deutsche Telekom" im Netz zu finden, gehört zu den schwierigsten Aufgaben schlechthin, die Diskussionen in fido.ger.btx und anderswo laufen vielmehr unter Titeln wie "Telekom-Beschiss." Erst hatte die vormalige Post irrtümlich überhöhte Rechnungen ausgestellt, dann die Tarife für längere Ortsgespräche empfindlich angehoben, was neben allen, die das Medium wegen Alter oder Behinderung für soziale Kontakte nützen müssen, besonders die Online-Generation betrifft. Die rät zur Ratenzahlungen, "noch gemeiner sind Verrechnungschecks", zahlreiche Links zum Server der Telekom sind nicht als Zeichen der Zuneigung aufzufassen, sondern als Aufforderung, den Briefkasten des Postnetzmeisters ordentlich zu füllen. Und weil gegen die deutsche Telekom, wie berichtet, wegen des Vertriebs von VHS-Kassetten mit skandinavischer Kinderpornographie eine Anzeige der deutschen Grünen läuft, zeigt sich auch die US-Gemeinde von alt.censorship interessiert, deren Hauptbeschäftigung ansonsten immer noch "compuServe-bashing" ist.

Großkopferte haben es schwer im Kyberall und auch die österreichische Post/Telekom wird nicht nur geliebt: Groß ist der Spott in at.telekom-initiative etwa über die Zusammensetzung des Post-Deregulationsbeirats, in dem Kämmerer und Funktionäre aller Arten reich vertreten sind. Und weil die österreichischen Telefongebühren ohnehin mit die höchsten in Europa sind, gibt es die "Pro Online"-Initiative, der eine Änderung des kommunikativ-pekuniären Status Quo ein Anliegen ist.

Mail: Erich Möchel