Der Standard-Net-Notes

Einkaufen im Cyberspace

28. 4. 1995

John Cleese im "Ministry for Silly Walks" ist mit $ 1 schon die teuerste Sequenz, das übrige von Monty Pythons gibt es bereits ab 0,09, die keine Cents sind, wie auch der Dollar keiner ist, sondern ein "Cyber-buck", von dem mehrere Hunderttausend schon in Umlauf sind. Wer bei "digicash"-Amsterdam ein Formular ausfüllt, kriegt dafür hundert Scheine virtuell ausbezahlt, die man vorzüglich in Software, Spielen und Videos anlegen kann. Das MIT bietet sein Wissen über "Transportphänome in granulären Medien" für eine Handvoll Kybertaler an, mittels derer man auch die Weekly Mail/Guardian aus Südafrika abonnieren, die Samariter von Cheltenham unterstützen, oder dem ersten virtuellen Bettler was spendieren kann, wenn nach einem Besuch im "Caribbean Casino" auf den Turks- und Caicos Inseln noch "e-cash" übrig ist.

Ansonsten scheint das Experiment vornehmlich Paradoxa zu generieren: Da wird die ohnehin virtuelle Welt des Geldverkehrs noch einmal virtualisiert, wird Geld verschenkt, mit dem Erfolg, daß sich nun alles mögliche - etwa John Cleese - verkaufen läßt, was dem Verkäufer nicht gehört, weil die digitale Währung mit keiner anderen konvertibel ist. Daß hier, um Betrug oder Einsicht Dritter zu verhindern, Techniken zur zivilen Kommunikation angewendet werden, die von Militärs zu Zwecken der Verschleierung erfunden wurden, bestätigt freilich nur ein Phänomen, das für die neuere Kommunikationsgeschichte symptomatisch ist.

Mail: Erich Möchel


Kybernetische Rumänienhilfe
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