Der Standard-Net-Notes

Kurzwelle im Internet und das Laufwerkstörfeuer

Herrje, es klemmt. Gen Null tendiert die Übertragungsrate, die Bits werden anscheinend händisch abgezählt, weil wieder irgendwo ein Router den Plan verloren hat, ein Server hängt, oder die Post zur besten Surfzeit an ihren internationalen Leitungen manipuliert. Ist sie dann endlich da, die Botschaft, so ist's von tausend möglichen genau die eine, mit der nichts anzufangen ist - Schrottmedium Internet, des Chaos Ausgeburt! Doch Obacht, bevor man weiterschimpft, weil solche Epitheta schon einem viel älteren Medium gehören, dessen Messages prinzipiell nur schwer von seinen Störungen auseinanderzuhalten sind: Die gute alte Kurzwelle, es gibt sie noch und übersichtlich wie noch nie ist sie im Web. Paul Dwerryhouse und Thorsten Koch heißen die guten Kräfte, die von Radio Austria International bis Radio Australien alles an Hyperlinks zu Auslandsdiensten gesammelt haben, die Sendepläne für die ganze Welt finden sich auf einem Rechner in Hawaii. Wer dann die Probe auf's Exempel macht und etwa die für das weltweit stärkste Kurzwellen-Sendernetz, die BBC, gelisteteten Frequenzen auf einem Durchschnitts-Weltempfänger einstellt - hört erst einmal nichts, weil das Laufwerk des Computers den Receiver mit elektronischem Störfeuer eindeckt. Von fünfzehn "links" bzw. Frequenzen kommt dann der "BBC World Service" auf zwei bis drei gut, der Rest ist mehr oder weniger verrauscht, verbrummt, zerhackt, vom hektischen Gesang der Funkfernschreiber überlagert und mancher Morsemelodie. Wie sich das neueste der Netze mit einem fast jahrhundertalten sogar direkt verbindet, beziehungsweise wie das Web als jüngster Spund der Kommunikation die alte Vettel Kurzwelle auf das Romantischste hofiert, wird, wenn nichts klemmt, am nächsten Montag annotiert.

Erich Möchel

Anhang:

425 DX News Bulletin from Italy

The Internet Guide To International Broadcasters

Shortwave Information (Finland)