Der Standard-Net-Notes

Ein Hoch der Arbeit

29. 4. 1996

Heraus zum 1. Mai weltweit von Salt Lake City bis Paris! Für Mittwoch erwarten sich die Veranstalter in Utah den größten Marsch der letzten Jahre, für Frankreich ruft die Website der Confédération Nationale du Travail (CNT) zum großen Treffen um 11 Uhr auf, wenn in der Wiener Löwelstraße gerade der "Red Brunch" beginnt. Anderswo sind die Genossen noch nicht so recht aufgewacht: In Estland blieb die Welt fürm Sozialdemokraten gleich nach den Wahlen im März 1995 stehen, die britische "Labour Party" hat zwar ein virtuelles Schattenkabinett, aber für Labour Day anscheinend nichts besonderes vor, wie auch der deutsche Teil der Internationale.

Jung- und Altsozialdemokraten und inbesonders die Gewerkschafter huldigen vielmehr einer Art von vorkonziliärem Personenkult. Nach alter Väter Sitte kommt auf Seite eins der jeweilige Funktionär ins Bild, ein gutes Drittel der Hyperlinks auf dem Server der "Friedrich-Ebert-Stiftung" sind sogenannte "not found"-Verbindungen und auch die Kollegen der Industriegewerkschaft Medien wissen ganz offensichtlich nicht, wie man die eigene Aktion im Medium präsentiert. Hierzulande ist man da schon ein, zwei Schritt voraus und nutzt den Anlaß gar zum Merchandising, wenngleich die im SP-Shop zum Freundschaftspreis erhältlichen Mai-Plakate leider nicht abgebildet sind.

Alsdann: Wir grüßen die "United Nurses of Alberta" mit der geballten Linken, dann wird zum Teach-In für kleinbürgerliche Anarchisten ins Marx/Engels-Internetarchiv marschiert.


Erich Möchel