Wenn man Mephistos Gusto teilt - "Von zu Zeit zu Zeit seh' ich den Alten gern" (Faust I, Prolog) - empfiehlt es sich nicht unbedingt nach Frankfurt aufzubrechen, weil diese Stadt für ihren großen Sohn nur ein paar Zeilen übrig hat. Etwas erfreulicher sieht es zu Weimar aus: Geburtshaus und Porträts des Meisters, aber an Lesbarem findet sich nichts. Während Schriften von Karl Marx, oder Karl Mays "Schatz im Silbersee" ganz nebenbei zu finden sind, fällt auch dem Projekt Gutenberg zu Goethe momentan nichts ein, die Online-Sammlung Bartleby kennt grade zwei Passagen aus Wilhelm Meister, weil Lord Byron sie zitiert. Wer immer glaubt, er könne dem Geheimrat über Lycos und andere Suchsysteme zu Leibe gehen, der wird sich wundern, wieviele Goethe-Institute und Universitäten existieren und daß halb Online-Deutschland anscheinend in Goethestraßen wohnt. Dies und das Fehlen der Schriften zeigen in ihrer Zusammenschau, daß es Lessings Forderung "Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein" nicht an beklagenswerter Aktualität im Web gebricht. "Goethe Investment" - so gehen die Studenten Frankfurts mit ihrem Meister um, der im anglosächsischen Teil des Web mit allerhand Zitaten, "Schäfers Klagelied" und dem Faust von 1808 in George Madison Prists Übertragung vertreten ist. Mephisto sagt " I like to see Old Man not infrequently", was nicht nur heute, Montag, an Goethens Wiegenfeste gilt.