Frühling ist: Wir wollen Fürze fangen. Eine Visite bei Hermes Phettbergs neuer Predigtkanzel ist eine adäquate Vorbereitung auf zwei Erkenntnisse, die an den nächsten Knoten lauern. Warum sollte die Welt nicht "göttlicher Flatulenz" entsprungen sein, wenn deren Bewohnerschaft, wie unzählige Witzseiten im Web bezeugen, den Winden einen so großen Stellenwert zumißt? Weil auch Computer nicht viel anders sind, hat sich für Störungen des Informations-Stoffwechsels beim Hochfahren der Terminus "memory farts" offenbar etabliert, womit die Tiefen der Bauchhöhle auch schon überwunden sind, zugunsten der Kultur. Kunstfurzer agieren hie, da findet sich ein guter Rat im Online-Hippokrates und zwischendurch wird zur Selbstdiagnose ein Test beim Psychologen der Marquette Universität empfohlen, ob man noch alle Bits in einer Reihe hat. Unzweifelhaft ein Rückschlag ist, daß Anthony Burgess nur mit Audios von "Clockwork Orange" im Internet vertreten ist, nicht aber mit seiner Tetralogie vom geblähten Dichter Enderby, die mit dem Worte PFFFRRRUMMMP beginnt. Dafür entschädigt uns die Database von Franz Rabelais, wo eine spezielle Suchmaschine zu einer Blütenlese der saftigsten Passagen im Online-Gargantua lädt. Und weil das Internet auch andersherum funktioniert, wurde das An-Sich-Virtuelle, das dem Furze eigentümlich ist, im Online-Standard gleichsam rematerialisiert: Was da an .wav-files brummt, brodelt oder knallt wurde von der famosen Body-Music-Page gestohlen, die Donationen von freiwilligen Spendern aus aller Welt enthält.
Erich Möchel
das stunden-buechelin des bruoder erenriche.