Der Standard-Net-Notes

Polizei im Internet

1. 4. 1996

Halt, Polizei! Die "restricted area" von CopNet ist wie das Seminar für fortgeschrittene Mordkommissionäre zwar nur mit Dienstausweis und nach Durchleuchtung zugänglich, doch angesichts der Unzahl von U.S. und kanadischen Polizeiverbindungen ist dies verschmerzbar. Stolze 124 Kilobyte wiegt allein CopNet's Liste mit den Hyperlinks zu Dienststellen aller Art, die Konkurrenzgalaxis "Law Enforcement Pages" mußte wegen zu raschen Wachstums gar auf mehrere, teils äußerst schnelle Mirror-Sites gesplittet werden. Während die westliche Hemisphäre des WWW, wo wild gefahndet wird, den Eindruck hinterläßt, als wär das Web ein Planquadrat, ist der Osten wie gewohnt zurück. Im deutschen Sprachraum gibt es offiziell noch keine Kyberei, für Italien fahndet die Quästur Bolognas noch allein auf weiter Flur, wobei man mit den Kollegen vom Innenministerium der Ukraine, der Lancashire Constabulary sowie der Amsterdamer Polizei eine Vorliebe für Leuchtfarben teilt, Georgien ist offiziell im Netz überhaupt nur durch die Tifliser Polizei vertreten. Wie eine Fotoserie von der alljährlichen Parade zeigt, sind die Behörden dort nicht nur mit Wasser- sondern auch mit Raketenwerfern und Haubitzen ausgerüstet.

Was die von Guardian- zu Cyber-Angels mutierten Hilfspolizisten anbetrifft, so waren die, wie berichtet, gleichfalls zu Fahndungszwecken in's Netz gegangen. Weil dies in Anbetracht des Überangebots - nirgendwo in der echten Welt gibt es pro Kriminellem soviele Polizisten - unnötig ist, wurde dem Engelspolizeiquartier im Netz prompt das Prädikat "dümmstmöglich" zuerkannt.

Erich Möchel