Rechtlosigkeit, rasantes Wachstum, Hacker, die ohne Skrupel sind, nicht zu vergessen Killerviren, die sogar Keyboards fressen, kurzum ein Tummelplatz des Chaos sonder Zeit, sonder Hierarchien - so ist es halt, das Web, wenigstens wird es in anderen Medien gerne so porträtiert. Wer selbst hineinschaut, sieht, wie sich Geschichte aus Daten generiert.
Jene der Zugriffe etwa am Eunet-Server ergibt mit einem Zeitpfeil kombiniert eine Kurve, die in eine beeindruckende Richtung zielt, der Server-Registrator der Wiener Uni wiederum betreut auch einen zeithistorischen Teil - das Hintereinander der neuen Netzanschlüsse bei uns dahoam im Web - derweil woanders Geschichte als vorläufiges Resultat permanenter Weltendeckung betrieben wird.
In Matthew Grays "Comprehensive list of sites" ist geographisch eingeordnet, was sein "Web Wanderer", der als womöglich erstes Robotprogramm weltweit zugange ist, in der "top-level domain" seit Juni 93 an Adresssen eingesammelt hat: Österreich liegt gleichauf mit Belgien, Tschechien hat die Hälfte, die Schweiz doppelt, Deutschland knapp zehnmal soviele Links.
Ziemlich vorne unter den heimischen findet sich eine Adresse, die angesteuert werden muß, zumal sie zeigt, wie die Kyberwelt mit dem wirklichen Leben in garstiger Verbindung steht. Nach dem Willkommen ist auf der Homepage alles erst einmal "strictly prohibited" und wird als Diebstahl geistigen Eigentums verfolgt: So stellt sich die Stadt Salzburg unter dem Bildnis Mozarts vor; merkwürdig nur und doch befriedigend, daß sie dies unter http://hirsch.cosy.sbg.ac.at:80/ tut.
Wie andere nützliche Netzroboter im Dienste der Geschichtsforschung webben und wirken, wird nächste Woche annotiert. Erich Möchel