Der Standard-Net-Notes

Bei uns dahoam im Netz

27. 4. 1995

Nach soundsovielen singenden Homepages, automatischen Ablade-Fotos und Instant-Querverbindungen der merkwürdigsten Art - nach der interaktiven Pracht und Glorie westlicher Netzbereiche ruht sich das Auge gern eine Zeitlang in ruhigeren Gefilden aus. Nur acht Stück kommerzielle Server, zwei Fluglinien, aber nur ein Reisebüro, eine Fernsehstation, eine Tageszeitung, ein Wochenmagazin, das übrige findet sich bequem auf ein paar Seiten, über die Universität, deren Server wohltuend übersichtlich sind.

Was wie ein Zeitsprung anmutet - das Network eines größeren US-Bundesstaats muß vor ein paar Jahren strukturell ähnlich ausgesehen haben - ist ein Flug dorthin, wo der moderne Teil Europas noch ziemlich ruhig und überschaubar ist:

Wer hierorts was Bestimmtes finden will, weiß schnell, wohin in Wien. So wie der ORF mit niemand anderem konkurriert, fährt der "Pizzaflitzer" auf zwei verschiedenen Servern mit sich selbst um die Wette, doch immerhin läßt sich über die UB erfragen, ob es in der Bibliothek St.Gabriel ein Werk Aleisters Crowleys gibt (nein), oder ob man auf der Montanuni Leoben Heraklits "Fragmente" kennt (nein), wer will, kann sich über den famosen Bibos- Gateway 2.1 der TU Wien jederzeit in die Bibliothek der Welt hinauskatapultieren.

Wir aber bleiben hier, wo hinter freundlichen Homepages noch keine finsteren Milizen lauern, genehmigen uns eine Online-Pizza, berichten morgen, was sonst noch los ist, bei uns dahoam im Netz.

Erich Möchel